Klang

Es nützt nichts, von der Schönheit der Sätze Kurzecks zu sprechen oder den rauen Repetitionen der Miles-Davis-Band in der Carnegie Hall 1972. Es nützt nichts, diesen Klang dingbar zu machen, solange er nicht erfahren wird. Was sich zum Klingen bringt, ist nicht sichtbar, hörbar, buchstabierbar, auch wenn wir nur unsere Sinne haben, es zu vernehmen,.

Der Klang, den ich meine, ist nicht ein einzelner Ton, wie ein Baby lacht, ein Glöckchen bimmelt oder das Meer rauscht. Der Klang den ich meine, entsteht, wenn eine Band über Jahre zusammenspielt, wenn sie nach nervigen Übungsnächten, endlosen Wiederholungen der immer gleichen Stücke, die sie mit Hitze im Leib immer neu interpretieren, nach Dramen und Versöhnungen, wenn diese Band einen Sound entwickelt und gut zusammenspielt. Wenn die Bemühung aufhört, Mühe zu sein, wenn ein Fließen entsteht. Dieser Klang ist nicht vorhersagbar und ist einzigartig. Nicht hörbar, nicht sichtbar, nicht behauptbar, aber er vermittelt sich..

Der Klang, den ich meine, bringt sich im Zuschauer, Hörer, Leser selbst zum Klingen, er erscheint dem Horchenden und verändert sein Leben. Er liegt in der unvorhersehbaren Wendung, die eine Story nimmt – sogar der Autor selbst wusste nichts davon. Im Strich des Malers, der ihn gelernt, geübt, bezweifelt, an ihm verzweifelt ist und sich in einer Nacht voll fremder Gedanken ein Blatt, einen Umschlag, ein Stück Stoff nimmt und ohne Nachdenken eine Welt darauf entstehen lässt. Dieser Klang ist Widerhall, Resonanz der Entstehung, von Harmonie und Disharmonie, des Rätsels vom Ursprung.

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